Familiengeschichte

Burgdorfer Kreisblatt im Mai 1957

Mr. Lohrding im Haus seiner Ahnen
Amerikanischer Fliegerleutnant als Nachkomme "welfentreuer" Auswanderer des Jahres 1866

Elze. Dieser Tage hatte Familie Hermann Bombeck außergewöhnlichen und gänzlich unerwarteten Besuch, mit dem eine 80 Jahre zurückreichende Verwandtschaftsbeziehung nach Nordamerika wieder aufgefrischt wurde.

Es ist Sonntagmorgen. Vor dem haus des Chronisten (Lehrer Herbert Rieckmann) stand ein ein etwa 25-jähriger junger Mann und klopfte. Er stellte sich vor als Mr. Lohrding aus Kansas in Amerika. In der Hand hält er einen Zettel mit der Adresse: Karl Riekmann, Elze-Bennemühlen, nördlich von Hannover. Nach voraufgegangener Irrfahrt nach Eltze, Kreis Peine, scheint der Suchende diesmal auf richtiger Spur zu sein; denn der Name Rieckmann ist im Dorf geläufig und dem Chronisten bekannt. In diesem Jahr starb Bauer Heinrich Rieckmann "up Gehrkens Hoff". Was aber lag näher, als den Besuch dorthin zu führen. Und wirklich, der junge Amerikaner glaubte, den Hof nach einer alten Photographie, die ihm seine Eltern in Kansas (USA) gezeigt haben, zu erkennen! Die Augen strahlen, und schon knackt der Photoapparat.

Die allein anwesende Tochter Ilse-Marie freilich weiß nichts von Verwandten in Amerika. Kleine Enttäuschung. Gleichwohl wird das Haus von allen Seiten aufgenommen, und da taucht die ältere Tochter Marlies auf. Sie weiß mehr und kann bestätigen, daß Verwandtschaftsbeziehungen nach Amerika bestehen.. - Schon sind wir in der Stube, und Marlies holt Aufnahmen von "drüben". Wie leuchten plötzlich die Augen des Besuchers, als er auf eine Familienaufnahme zeigt und sagt: "Oh-Thats my Grand-father!" (O, da ist ja mein Großvater). Das ist die Bestätigung, daß Mr. Lohrding das Haus seiner Urahnen tatsächlich gefunden hat.

Einen langen Weg hat er darum gemacht. Im Juli d. J. geht seine Dienstzeit als Fliegerleutnant der amerikanischen Luftwaffe in Südfrankreich zu Ende. Den letzten Urlaub benutzt er dazu, Europa kennenzulernen (Rheinland, Amsterdam, Kopenhagen, Hamburg) und abschließend das Haus seiner Urahnen zu suchen. Das er es wirklich gefunden hat, bestätigt nun zweifelsfrei Frau Martha Bombeck-Rieckmann, die inzwischen mit ihrem Mann gekommen ist, und denen man unterwegs schon vom Besuch aus Amerika berichtet hat.

In den Jahren nach 1866 sind in kurzen Zeitabständen zwei Brüder - Heinrich und Fritz Löhrding - nach Amerika ausgewandert, weil sie als ehemalige Hannoveraner sich nicht zu Preußen bekennen wollten. Die Erbin Schwester Betty (Dorothe Elisabeth), heiratete Karl Rieckmann aus Kleinburgwedel. Dies ist der Ahne, der die nach 1926 ruhenden Verwandtschaftsbeziehungen wieder aufleben lassen sollte. Dessen Sohn Heinrich ist der Vater der heutigen Bäuerin Frau Bombeck.

Die Freude ist nun allseits groß, bei dem Besucher auch stille Ergriffenheit. Nach dem Mittagessen und einem Besuch bei der Verwandtschaft in Hellendorf gehen die Stunden schnell dahin. Um 18:00 Uhr muß der Gast aus USA sich aus Zeitgründen wieder auf die Fahrt begeben. Mit vielen aufgetragenen Grüßen und vielen Aufnahmen von Haus, Hof und Familie verabschiedet er sich mit dem einzigen Wort, das er in deutscher Sprache sagen kann: Auf Wiedersehen! Alte Verwandtschaftsbeziehungen sind wieder hergestellt zwischen der Farmerfamilie Lohrding in Goldwater (USA) und Familie Bombeck in Elze (Deutschland).

Der Chronist ist glücklich, nach 27-jähriger Pause mit seinem Schulenglisch als Dolmetscher dem Ur-Ur-Enkel das Heimat- und Vaterhaus wiedergefunden und Verwandtschaftsbeziehungen wieder angeknüpft zu haben.